Tim spricht in dieser Folge mit Bernd Joussen über den Einfluss auf die Retrospektive, den Product Owner tatsächlich haben. Bernd ist erfahrener Produkt- und Projektmanager, Scrum Master und Agile Coach und war schon mehrfach Gast im Podcast. Beide erleben in ihrer Arbeit mit Teams, dass viele Product Owner den Raum der Retro missverstehen. Manche treten zu dominant auf und hemmen den Austausch. Andere ziehen sich so weit zurück, dass sie kaum Wirkung entfalten. Dabei ist die Retrospektive ein gemeinsamer Ort des Lernens. Der Product Owner gehört dorthin, weil er Teil des Teams ist und mit seinem Verhalten darüber entscheidet, wie offen gesprochen werden kann.
Bernd beschreibt, dass eine Retro ohne Vertrauen keine Wirkung zeigt. Wenn Teams einmal darum bitten, eine Runde ohne Product Owner durchzuführen, sei das ein Signal, das ernst genommen werden sollte. Kein Anlass zur Verteidigung, sondern zur Selbstreflexion. Denn Vertrauen entsteht nicht durch Argumente, sondern durch Haltung. Wer als Product Owner offen zuhört, statt zu bewerten, gibt dem Team die Sicherheit, auch heikle Themen anzusprechen.
In vielen Organisationen hängt der Einfluss auf die Retrospektive stark von der Persönlichkeit des Product Owners ab. Wer laut ist, prägt die Dynamik schnell. Wer zurückhaltend ist, verliert an Gewicht. Beides kann den Austausch verzerren. Ein guter Product Owner kennt die Wirkung seiner Präsenz und achtet darauf, Raum zu geben. Bernd betont, dass die Moderation des Scrum Masters hier entscheidend ist. Sie schafft Balance zwischen allen Stimmen und schützt den Raum vor einseitigen Perspektiven.
Der Einfluss auf die Retrospektive zeigt sich nicht in Redebeiträgen, sondern in Haltung. Ein Product Owner, der echtes Interesse am Team zeigt, Fragen stellt und neugierig bleibt, trägt mehr zur Verbesserung bei als jemand, der Ergebnisse einfordert. Gute Retrospektiven entstehen, wenn alle gemeinsam Verantwortung übernehmen. Wenn der Product Owner das Team unterstützt, Lösungen zu finden, statt sie vorzugeben.
Tim beschreibt, dass gerade in produktorientierten Teams die Retro oft zu stark auf Prozesse schaut und zu wenig auf Wirkung. Dabei bietet sie die Chance, über Outcomes zu sprechen, über den Beitrag des Teams zum Produktwert. Wenn der Product Owner diesen Blick einbringt, erweitert er die Perspektive, ohne den Rahmen zu sprengen. Dann wird die Retrospektive zu einem Ort, an dem Teamleistung und Produkterfolg zusammenfinden.
Bernd sieht in reifen Teams eine Selbstverständlichkeit, mit der Product Owner und Scrum Master gemeinsam für diese Qualität sorgen. Sie verstehen sich als Tandem, das das Team befähigt, eigene Lösungen zu entwickeln. Wo diese Verbindung fehlt, bleibt die Retro oberflächlich. Gute Zusammenarbeit zwischen Scrum Master und Product Owner sorgt dafür, dass Themen wie Vertrauen, Konflikte oder Verantwortung auch mit Blick auf den Produkterfolg besprochen werden.
Der Einfluss auf die Retrospektive hängt also davon ab, wie bewusst ein Product Owner seine Rolle lebt. Wer mit Neugier und Ruhe in die Retro geht, stärkt das gemeinsame Lernen. Wer sich als Teil des Teams begreift, fördert Offenheit. Und wer Verantwortung für die Wirkung seiner Worte übernimmt, schafft die Grundlage für Weiterentwicklung. Gute Retrospektiven entstehen dort, wo Menschen zuhören, lernen und handeln – gemeinsam und mit echtem Interesse aneinander.
Frühere Episoden mit Bernd Joussen in diesem Podcast:
- Konflikte mit Stakeholdern meistern – von Spannungen zu Lösungen
- Herausforderungen zwischen Product Owner und Developer
Wenn ihr direkt mit Bernd Joussen in Kontakt kommen möchtet, erreicht ihr ihn am Besten über sein LinkedIn-Profil. Weitere Informationen über Bernd Joussen und sein Angebot als Konfliktbegleiter, Experte für Retrospektiven mit Führungskräften und als Teamentwickler findet ihr auf seiner Webseite der-teamdynamo.de.
Ein ganz besonderes Format rund um Retrospektiven und v.a. für Scrum Master und Team Coaches bietet Bernd alle 14 Tage jeweils dienstags (8:00 bis 9:00 Uhr) mit dem Lean Coffee Retrospektiven an. Die Einladung erfolgt von Bernd via der LinkedIn-Gruppe „Lean Coffee Retrospektiven – Community of Practice„. Folgt ihm dort einfach bei Interesse.
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