Well-Being als Gestaltungsaspekt für digitale Produkte

Well-Being als Gestaltungsaspekt für digitale Produkte - Tim-Can Werning im Gespräch mit Dominique

In dieser Folge der Produktwerker geht es um ein Thema, das in der Produktentwicklung oft zu kurz kommt: Well-Being. Während Produktverantwortliche intensiv daran arbeiten, ihre Software effizienter, benutzerfreundlicher und funktionaler zu gestalten, bleibt eine zentrale Frage häufig unbeachtet: Wie beeinflussen digitale Produkte das langfristige Wohlbefinden ihrer Nutzerinnen und Nutzer?

Zu Gast ist Tim-Can, Wirtschaftspsychologe und Forscher zum Thema Wohlbefinden im Kontext von Technologie. Er beschreibt, wie Produkte nicht nur kurzfristig nützlich, sondern auch langfristig förderlich für das subjektive Wohlbefinden sein können. Dabei verweist er auf das Konzept des Subjective Well-Being, das vier zentrale Aspekte umfasst: positive Emotionen, negative Emotionen, allgemeine Lebenszufriedenheit und domänenspezifische Zufriedenheit. Gerade Letzteres ist spannend für Produktverantwortliche, denn viele Menschen nutzen Software nicht freiwillig, sondern als Teil ihres Arbeitsalltags. Die Auswirkungen auf ihre Zufriedenheit gehen jedoch über den Arbeitsplatz hinaus.

Ein Schlüsselkonzept in der Psychologie, das für die Produktgestaltung relevant ist, ist die Selbstbestimmungstheorie. Sie benennt drei grundlegende psychologische Bedürfnisse: Autonomie, Kompetenzerleben und soziale Eingebundenheit. Diese Faktoren beeinflussen, wie motiviert und zufrieden Menschen mit einer Tätigkeit oder einem digitalen Produkt sind. Ein Beispiel aus dem Gespräch zeigt, wie eine Sportuhr durch ihre Art des Feedbacks dem Nutzer entweder ein Erfolgserlebnis verschaffen oder ihm das Gefühl von Unzulänglichkeit vermitteln kann. Eine unüberlegte Gestaltung kann so das Wohlbefinden ungewollt negativ beeinflussen.

Langfristigkeit in der Produktentwicklung ist ein spannendes Thema. Oft wird Erfolg an kurzfristigen KPIs wie Usability-Tests oder Customer Satisfaction Scores gemessen. Doch was passiert, wenn Nutzer ein Produkt über Monate oder Jahre hinweg verwenden? Welche langfristigen Auswirkungen hat es auf ihr Wohlbefinden? Ein positives Beispiel liefert das Computerspiel Anno 1800, das nach einer gewissen Spielzeit Pausen vorschlägt, um exzessives Spielen zu vermeiden und das Wohlbefinden der Nutzer zu schützen. Hier zeigt sich, dass bewusste Produktgestaltung weit über kurzfristige Interaktionen hinausgeht.

Für Produktmanagerinnen und Produktmanager bedeutet das: Die Verantwortung endet nicht mit der Implementierung eines Features. Vielmehr sollte frühzeitig berücksichtigt werden, welche Bedürfnisse Nutzer langfristig haben und welche Auswirkungen ein Produkt auf ihre psychologische Gesundheit hat. Ein gezieltes Nachverfolgen der Nutzererfahrung über längere Zeiträume kann helfen, Produkte nicht nur funktionaler, sondern auch menschlicher zu gestalten.

Das Well-Being sollte als integraler Bestandteil der Produktentwicklung gesehen werden. Denn am Ende profitieren nicht nur die Nutzer von besser durchdachten Produkten, sondern auch Unternehmen, deren Software langfristig als positiv wahrgenommen wird.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Podigee. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Was ist eure Erfahrung zum Thema? Berücksichtigt ihr die langfristigen Auswirkung auf die Nutzer:innen? Teilt gerne eure Erfahrungen hier in den Kommentaren. 

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Aktuelle Episoden von unserem Podcast

Nach oben scrollen